Die Menge der im Deutschen Reich produzierten Streichhölzer war von 114 Milliarden im Jahre 1884 auf einen Spitzenwert von 205 Milliarden im Jahre 1901 gestiegen. Bei einem Verbrauch von sechs Streichhölzern pro Kopf und Tag wurden wurden in Deutschland täglich 480 Millionen angezündet. Nach der Einführung der Zündholzsteuer sank die Zahl der verbrauchten Zündhölzer auf 72 Milliarden im Jahre 1910. Sie stieg in den Folgejahren nur langsam an. Die Deutsche Zündwarenindustrie verfügte über riesige Überkapazitäten – bei voller Auslastung hätte sie mehr als die doppelte in Deutschland verbrauchte Menge herstellen können. Die Überkapazitäten drückten das Preisniveau der Streichhölzer in der Weimarer Zeit bis unter die Hälfte des Vorkriegsniveaus. Im Jahre 1914 kostete eine Normalkiste mit 600.000 Hölzern 230 RM, 1924 gerade 135 RM und 1929 nur noch 110 RM.

In Schweden hatte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein monopolistischer Zündholztrust herausgebildet, die Svenska Tändstiks A.B. (STAB) unter Führung des später als „Zündholzkönig“ bezeichneten Ivar Kreuger. Die Svenska Tändsticks beherrschte nicht nur alle Zündholzfabriken Schwedens, des damals größten zündholzproduzierenden Landes der Welt, sondern auch die für die Rohstoffversorgung notwendigen Wälder, Bergwerke und chemischen Fabriken. Darüber hinaus besaß der Konzern Maschinenbaufabriken für den Bau von Zündholzmaschinen, Druckereien und papierverarbeitende Betriebe zur Schachtelfabrikation und Beteiligungen an Schiffahrts- und Eisenbahngesellschaften. 

Von amerikanischem Kapital unterstützt und mit Hilfe umfänglicher Finanzmanipulationen erweiterte der Kreuger-Konzern nach dem Ersten Weltkrieg systematisch seinen Einfluss auf die Zündholzindustrien anderer Länder. Zu Beginn der 1930er Jahre beherrschte er 85% der europäischen und 75% der Weltzündholzproduktion. In Deutschland begann die Svenska Tändstiks Anfang der 1920er Jahre, über Strohmänner Zündholzbetriebe aufzukaufen. Im Jahre 1926 beherrschte der Konzern mehr als 70% aller Fabriken in Deutschland. Der seit Jahrzehnten, aus latenten Überkapazitäten resultierende Preiskampf unter den Herstellern eskalierte, als die schwedische Gruppe die verbleibenden Konkurrenten mit Dumping-Preisen aus dem Markt zu drängen versuchte. 

Letztlich einigte man sich mit den verbliebenen unabhängigen Herstellern und schloss sich 1926 zu einem Syndikat zusammen, der Deutschen Zündwaren-Verkaufs AG, die Produktionsquoten an die Fabriken vergab, sowie die gesamte Produktion abnahm und weiterverkaufte. Gleichzeitig wurde durch das „Reichsgesetz über die Erlaubnispflicht zur Herstellung von Zündwaren“, dem sogenannten Sperrgesetz, die Gründung weiterer Zündholzfabriken durch das Reichswirtschaftministerium unterbunden und den damals bestehenden Unternehmen ein Produktionsmonopol gesichert.

„Störend“ waren allein Zündhölzer aus sowjetischer Staatsproduktion, die zu Niedrigpreisen auf dem deutschen Markt verkauft wurden. Daher bot der Kreuger-Konzern im Jahre 1929 dem Deutschen Reich eine Anleihe in Höhe von 125 Millionen Dollar an, die bei sechsprozentiger Verzinsung bis 1980 zurückgezahlt werden sollte. Als Gegenleistung wurde im Januar 1930 mit dem Zündwarenmonopolgesetz ein Verkaufsmonopol geschaffen, das der Kreuger-Gruppe einen Anteil von 65% und den deutschen Herstellern 35% aller verkauften Zündwaren sicherte. Die Monopolgesellschaft kaufte zu festgesetzten Preisen die Produktion der Fabriken auf und verkaufte sie unter eigenem Namen weiter. Der Gewinn der Monopolgesellschaft ging zu 65% an das Reich, zu 34% an den Kreuger-Konzern und zu 1% an die deutschen Produzenten. Das Zündholzmonopol zementierte so die Marktverhältnisse der ausgehenden 1920er Jahre.

Es wurden insgesamt dreizehn verschiedene, von der Monopolgesellschaft vorgeschriebene Sorten Streichhölzer hergestellt, von denen allerdings zwei mehr als 90% aller verkauften Hölzer ausmachten: die preiswerte Haushaltsware und die qualitativ etwas besseren Welthölzer. Ihre uniform gestalteten, nur selten veränderten Schachteln bestimmten für fünfzig Jahre das Bild vom Zündholz, bis das Monopol durch die Bezahlung der letzten Rate der Kreuger-Anleihe am 15. Januar 1983 aufgehoben wurde.

Share this Page