Nach einer längeren Phase glattrasierter Gesichter wurden Anfang des 16. Jahrhunderts Bärte in verschiedensten Formen wieder getragen. Gelegentlich wurden sie künstlich gelockt, parfümiert, gefärbt, gepudert oder gewachst. Dann prägte der spanische Hof die europäische Mode, bei der kurze Spitzbärte eine schmale Kopfform unterstreichen sollten.

Die von den Herrschenden übernommene Mode wurde auch für ihre Untertanen bestimmend. „Anno 1564 führete der Ertz-Bischof Sigismundus im Magdeburgischen die Gewohnheit ein/daß man sich die grossen Bärte abscheren/ und davor ein Knebelbart auffsetzen ließ.“ Jedoch fanden nicht alle Gefallen daran und gaben den Barbieren „ein gut Theil Schult an den seltzamen/ häßlichen / Türckischen vnnd Muscowitischen Baerten vnnd Knebeln“.

Vom Hofe Ludwig XIII. (1601-1643) geprägt, wurde ab 1620 die französische Mode bestimmend. Üblich war eine lange, lockige Haartracht, zu der ein schmaler, dünner Oberlippenbart und ein zu einem kleinen Fleck geschrumpfter Kinnbart getragen wurde. Der wortgewaltige Prediger Abraham a Santa Clara (1644-1709) wetterte, „man findt dermalen wenig Bärt, sondern nur Bärtl, welche oft dergestalten zugespitzt seynd, wie die subtileste Miniatur Pemsel“. 

Mit dem Aufkommen voluminöser Allonge-Perücken am Hofe Ludwig XIV. (1638-1715) verschwanden auch diese Bärtchen für 150 Jahre, nachdem sich 1680 der Sonnenkönig von seinem Bart getrennt hatte. Ab 1720 wurde das Pudern von Haaren und Perücken üblich, wozu ein dunkler Bart noch weniger passen wollte. 

Das Bürgertum ahmte die Perückenmode nach Kräften nach, es gab selbst billige Perücken aus Ziegenhaar für einfache Handwerker. „Die Bauern und das gemeine Volk“, hieß es 1779, „rasieren sich von jeher recht und schlecht den Bart und tragen das Haupthaar ziemlich kurz und ungepflegt.“ Nach 1770 verschwanden zwar Perücken und Puder, doch auch die Französische Revolution und die nachfolgende napoleonische Ära beließen es dabei.

Bereits im 17. Jahrhundert hatte es sich eingebürgert, dass die Barbiere bei ihrer besserverdienenden Stammkundschaft morgendliche Hausbesuche vornahmen. Dabei brachten sie die notwendigen Utensilien vom Rasierbecken bis hin zur Seifenlauge in einem verschraubbaren Behälter mit. Im 18. und 19. Jahrhundert verbesserte sich auch die Qualität der Rasiermesser durch eine fortschrittlichere Stahlverarbeitung und die Einführung des Hohlschliffs. Aufwendige Rasiersets, die noch andere zur Toilette benötigte Gegenstände enthielten, bürgerten sich ebenso ein wie Sets mit mehreren Messern für jeden Wochentag.

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