Die Erfindung des Platinfeuerzeuges geht auf den Chemiker Johann Wolfgang Döbereiner zurück, der im Jahre 1823 die katalytische Wirkung des Platins entdeckte. Platin ist in der Lage, bei Raumtemperatur Wasserstoff zu entzünden und Döbereiner konstruierte auf Grundlage seiner Entdeckung als praktischen Verwendungszweck ein Feuerzeug. Sein Feuerzeug, dass unterschied sich nur durch den Zündmechanismus, nicht aber durch den Glasbehälter zur Entwicklung des Wasserstoffgases von den elektrischen Zündmaschinen.

„Die feuererregende Thätigkeit des mit Knallgas in Berührung gesetzten Platins brachte mich auf den Gedanken, dieselbe zur Darstellung einer neuen Art von Feuerzeugen, Nachtlampen u.s.w. zu benutzen. Ich fand endlich, daß das gewünschte Phänomen in höchstem Glanze hervortritt, wenn man Wasserstoffgas aus einem Gasreservoir (oder sogenannten elektrischen Feuerzeuge) durch ein nach unten gebogenes Haarröhrchen von Glas auf den schwammigen Platinstaub, welcher in einem Uhrglase oder in einem nahe am spitzen Ende zugeschmolzenen Glastrichterchen enthalten ist, ausströmen läßt. Der Platinstaub wird dann fast augenblicklich erst roth- und dann weißglühend. Ist der Gasstrom stark, so entflammt das Wasserstoffgas. Es kann also jede elektrische Lampe in ein Platin-Feuerzeug verwandelt werden.“
Johann Wolfgang Döbereiner, 1823


Döbereiner publizierte sein Feuerzeug bereits 1823 und ermöglichte es so anderen, mit auf seiner Konstruktion basierenden Feuerzeugen an die Öffentlichkeit zu treten. Der in finanziell schwierigen Verhältnissen lebende Döbereiner erteilte allen Fabrikanten bereitwillig Auskunft und schlug das Angebot des englischen Fabrikanten Robinson aus, ihm alle Rechte an seinem Feuerzeug für 80.000 Taler zu übertragen.

Johann Wolfgang von Goethes, als Oberaufseher „über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst“ Döbereiners Vorgesetzter als Professor in Jena, sah darin eine leichtfertige Verkennung von Patentfragen, hatte er doch angeordnet, „jeden neuen Fund zu secretieren“. Denn andere waren weniger uneigennützig als Döbereiner. Schon Anfang 1824 sicherte sich Johann Scobel in Graz ein erstes Privileg zur Herstellung veränderter Döbereiner-Feuerzeuge und noch Jahre nach der Erfindung wurden mehrjährige Patente auf nur marginal abgeänderte Zündmaschinen erteilt.

„Es eine höchst angenehme Empfindung sei, wenn wir eine bedeutende Naturkraft technisch also bald zu irgend einem nützlichen Gebrauch eingeleitet sehen; und so bin ich in dem Falle, mich Ew. Wohlgeboren immer dankbar zu erinnern, da Ihr so glücklich erfundenes Feuerzeug mir täglich zur Hand steht und mir der entdeckte wichtige Versuch von so tatkräftiger Verbindung zweier Elemente, des schwersten und des leichtesten, immerfort auf eine wundersame Weise nützlich wird.“
Johann Wolfgang von Goethe, 1826


Binnen kurzem wurden in ganz Europa Zehntausende von Platinfeuerzeugen hergestellt wie die des königlichen Hofmechanikus Petitpierre in Berlin, der sie 1829 „als angenehmes und nützliches Weihnachtsgeschenk Zündmaschinen, mit Platin eingerichtet, elegant, sauber und dauerhaft gearbeitet, mit chinesischer und anderer Malerei, unempfindlich gegen Feuchtigkeit und Kälte“ anbot.

„Meine Platinfeuerzeuge werden immer beliebter. Gegen 20.000 derselben sind bereits, teils in Deutschland teils in England in Gebrauch. Wie wohlhabend wäre ich jetzt, wenn ich mit meiner Entdeckung nach England gegangen wäre, und mir dort auf die technische Beschreibung derselben hätte ein Patent geben lassen. Aber ich liebe die Wissenschaft mehr als das Geld, und das Bewußtsein, daß ich damit vielen mechanischen Künstlern nützlich gewesen, macht mich glücklich.“
Johann Wolfgang Döbereiner, 1828


Döbereiner-Feuerzeuge bestanden aus einem Glasbecher, in dem ein unten offener, flaschenförmiger Trichter gehängt war. Der Trichter war mit einem Messingdeckel verbunden, der den Glasbecher verschloss. In dem Trichter hing ein Stück Zink. Zum Betrieb wird in den Glasbecher verdünnte Schwefelsäure eingefüllt. Beim Kontakt mit dem Zink entwickelt sich Wasserstoff, der sich im Inneren des eingehängten Trichters sammelt. Durch den entstehenden Überdruck wird der Schwefelsäurepegel unter das Zinkstück gedrückt. Die Gasentwicklung kommt dann zum Stillstand.

In der Deckelmitte befand sich der Gashahn, ihm gegenüber war eine Kapsel mit dem so genannten Platinschwamm, eine mit Platinsalz-Lösung getränkte Tonkugel angebracht. Wird das Ventil geöffnet, strömt der Wasserstoff durch die Düse auf den Platinschwamm, bringt diesen zum Glühen und entzündet sich. Gleichzeitig steigt der Schwefelsäurespiegel im Inneren des Trichters wieder an und die Wasserstofferzeugung beginnt erneut.

Häufig sind Döbereiner-Feuerzeuge aus durchsichtigem Glas, bei denen sich die im Inneren ablaufende Gasentwicklung gut beobachten lässt. Jedoch sind auch Exemplare aus undurchsichtigem blauen oder roten Glas nicht selten. Dekorativer waren Döbereiner-Feuerzeuge jedoch in Messing- oder Blechzylindern, die mit Perlstickerei umkleidet oder mit Lackmalerei in Stobwasser-Manier verziert wurden.

„Die Döbereinersche Modifikation boten der Industrie ein weites Feld dar in der Anwendung edler Hölzer, glänzender Messing- oder Argentan-Montierungen, geschliffener Glasgefäße u.s.w. Wir erinnern uns an die blauen oder geblümten oder geschliffenen Gläser und die mannigfachen Porcellangefäße, welche in ihrem Inneren den Apparat und an der oberen Oeffnung nur die Feder enthielten.“
Wilhelm Friedrich Karl Stricker, 1874


Kleine Döbereinersche Feuerzeuge baute man in Spazierstöcke ein. Statt eines Gasentwicklers enthielt der Schaft einen langen, zylindrischen Druckbehälter, in den der Wasserstoff mit Hilfe einer speziellen Luftpumpe gefüllt wurde. Der Platinschwamm befand sich in einem Fach im Griff, das durch Federdruck geöffnet wurde.Obwohl Döbereiner-Feuerzeuge noch bis zum Ende der 1880er Jahre hergestellt wurden, kamen sie bereits in den 1850er Jahre außer Mode. Sie erforderten einen gewissen Instandhaltungsaufwand, etwa das Ersetzen der verbrauchten Schwefelsäure oder das regelmäßig notwendige Ausglühen des Platinschwamms.Letztlich waren die Döbereiner-Feuerzeuge trotz ihrer weiten Verbreitung Luxusgegenstände für ein begütertes Publikum. Ihnen haftete „immer etwas Aristokratisches“ an, ihre Benutzer mußten „aber wohlhabend sein, denn für die Allgemeinheit waren diese Art Feuerzeuge zu teuer.“

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