Die Funken, die durch Stahl und Stein erzeugt wurden, brachten den Zunder zwar zum Glimmen, er brannte jedoch nicht. Eine offene Flamme musste mit weiteren Hilfsmitteln – etwa trockenem Gras oder Blättern erzeugt werden. Unter Zunder werden alle Materialien verstanden, mit denen Funken aufgefangen und zu einer ersten Flamme angefacht wurden. 

Hierzu zählen beispielsweise Sägespäne oder Holzmull. Der Feuerschwamm ist nur ein Material unter vielen, wird aber oft als Zunder schlechthin verstanden. Dies ist nicht ganz richtig, denn mit Zunder im historischen Sprachgebrauch ist verkohlte Leinwand gemeint. Dieser Leinwandzunder war beliebt, weil er sich aus alten Lumpen ohne Kosten im eigenen Haus herstellen ließ. Daneben wurden die verschiedensten anderen Materialien als Zunder verwendet. Man gebrauchte Torf, mit Salpeter behandelte Baumwolle oder andere Faserstoffe wie Werg, die wolligen Samen bestimmter Pflanzen oder aber Papier, das mit Salpeter, Bleizucker oder Bleiessig getränkt wurde.

„In den Hauswirthschaften bedient sich der weibliche Theil des Personals zur Feuererzeugung statt des Feuerschwammes des sogenannten Zunders, der auf die Weise dargestellt wird, daß man in eine Büchse linnene oder baumwollene Lumpen thut, sie anzündet und, wenn sie halb verbrannt sind, das Feuer auf die Weise erstickt, daß man erstere mit einer hölzernen oder blechernen Scheibe zusammendrückt und die Büchse verschließt. Die Funcken, welche man auf diese Art von Kohle fallen läßt … entzünden den Zunder aufs Neue. Die Linnen- oder Baumwollenfasern sind durch dazwischengelagerte Luft getrennt, und die Funken pflanzen sich daselbst leicht fort.“
Christian Heinrich Schmidt, 1840


Mit Beginn der Neuzeit wurden Schwefelhölzer oder Schwefelfäden gebraucht, die sich – an den glühenden Zunder gehalten – entzündeten.   Schwefelhölzer waren einfache, länglich-grobe Späne, die mit ihrer Spitze in geschmolzenen Schwefel getaucht wurden. Die Schwefelhölzer haben nichts mit den späteren, durch Anreißen entzündlichen Zündhölzern zu tun. Die Schwefelfäden wurden in gleicher Weise aus Leinen-, später aus Baumwollfäden angefertigt. 

Verbreitet war der „Knips“ genannte Holzmoder oder Holzmull, bei dem es sich um faules Buchen- oder Birkenholz aus dem Inneren der Bäume handelte. Da man ihn selbst sammeln konnte, war er war bei der Landbevölkerung verschiedener Regionen beliebt. Oft wurde seine Entzündlichkeit durch Tränken mit Salpeter oder Bleizucker gesteigert.

„An den Wurtzeln deß gemeinen Hufflattichs wechst ein weisse wollen/ so man dieselbige von den Wurtzeln abklaubt/ säubert/ in ein leinen Tüchle verwickelt/ vnd in Lauge/ darinnen zuvor ein wenig Salniter zerlassen sey/ lesset erwallen/ vnd endtlich an der Sonnen dörzet/ ist es der allerbeste Zunder in den Fewerzeug/ fangt das Fewer baldt im ersten schlag.“
Petrus Andreas Matthiolus, 1586


Neben dem Leinwandzunder am verbreitetsten – „und vorzüglich von den Tabacksrauchern gebraucht“ – war jedoch die Verwendung von Feuerschwamm als Zunder. Beim ihm handelt es sich um einen zur Familie der Porlinge gehörenden, in Deutschland weitverbreiteten Ständerpilz. Schwämme wurden bereits in vorgeschichtlicher Zeit als Zunder verwendet. So führte auch 1991 gefundene, als „Ötzi“ bekannte Mann vom Similaun-Gletscher ein Schlagfeuerzeug mit Baumschwämmmen mit sich.

Der getrocknete Feuerschwamm war auch unbehandelt zum Feueranzünden geeignet, durch eine geeignete Behandlung ließ sich jedoch seine Entzündlichkeit steigern. Dazu gehörte das Flachklopfen des Pilzes zu dünnen Lappen und dessen Einlegen in Salpeter. Rezepte hierzu lassen sich bereits im 16. Jahrhundert nachweisen. Es gab schwarz gefärbten Feuerschwamm, der zusätzlich mit Schießpulver eingerieben wurde, damit er besonders leicht Feuer fing. Der bei der Feuerschwammherstellung anfallende Abfall wurde in Papiermühlen zermahlen, wie Papier geschöpft, mit starker Salpeter- oder Kaliumchloratlösung getränkt und zu sogenanntem Blätter-, Papier- oder Bogenschwamm gepresst.

„Andere Holtzschwämme/ so man an den Buchen/Nußbäumen/ vnd andern/dürr und trucken werden/ brauch man zum Fewerwerk/ danso sie einmal entzündet seindt/ verlöschen sie gar langsam. Darumb wissen etliche gemeldte Schwämm wol zu bereiten/ daß sie gar bald Fewer empfahen/ sieden vnd kochen sie in Laugen/ lassen sie trucknen/ dann klopfen sie dieselbigen weych/ vnd sieden sie als von newen in Salpeterwasser/ dan werden sie das Fewer zu empfahen desto geschickter. Etliche suchen ihre Nahrung auß diesen Schwämmen und Zundern.“
Petrus Andreas Matthiolus, 1586


Die Zunderschwammgewinnung war in vielen Waldgebieten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Erlös aus der Schwammgewinnung war beträchtlich und überstieg vereinzelt den Ertrag aus dem Holzverkauf. Daher wurden Buchen und Schwämme regelrecht angebaut. Die Schwammgewinnung fand sich in allen waldreichen Mittelgebirgen wie dem Thüringer Wald, dem Bayerischen Wald, dem Schwarzwald und dem Odenwald, wo der Schwamm in Heimarbeit hergestellt wurde. Bereits im 16. Jahrhundert hatte sich das  Gewerbe der sogenannten Schwammklöpler oder Zunderschläger herausgebildet und war im allgemeinen mit einem umfangreichen Hausierhandel verbunden.

Mit zunehmender Verbreitung des Zündholzes seit der Mitte des 19. Jahrhunderts schrumpfte die Zunderschwammproduktion. Die Menge der hergestellten Zunderschwämme nahm stetig ab und während um 1870 noch mehrere hundert Zentner jährlich verarbeitet wurden, waren nach 1900 nur noch einzelne, meist ältere Leute mit der Zunderherstellung beschäftigt. 

„Man sammelt den Schwamm im August oder September. … Die Zubereitung desselben nimmt damit ihren Anfang, daß man die obere Rinde und die noch anhängenden holzigen Theile auf das Sorgfältigste wegschneidet, weil beide gleich wenig entzündlich sind. Um hierauf den trockenen Schwamm zu erweichen, schichtet man ihn in einem Fasse, legt einen Deckel darüber, auf diesen einen Stein, und gießt nun Aschenlauge oder Pottaschen-Auflösung (1 Pfund Pottasche für 25 Pfund Schwamm enthaltend) auf. Nachdem der Schwamm 2 bis 3 (des Winters auch 4) Wochen lang mit der Lauge in Berührung geblieben ist, nimmt man ihn heraus, läßt ihn abtröpfeln, klopft ihn auf einem Holzbocke mit einem hölzernen Schlägel, bis er zu einer flachen dünnen Scheibe ausgebreitet ist, trocknet ihn, und gibt ihm endlich die völlige Weichheit durch anhaltendes Reiben zwischen den Händen. Sehr oft wird der Aschenlauge etwas Salpeter (1 Pfund auf 30 bis 50 Pfund Schwamm) zugesetzt, wodurch sich die Entzündlichkeit vergrößert. Einweichen des Schwamms in Bleiessig erfüllt diesen Zweck ebenfalls.“
Karl Karmarsch, 1835


An der Art des Zunders oder der Zunderbereitung orientierten sich auch die zum Aufbewahren des Zubehörs bestimmten „Feuerzeuge“. Bei den sogenannten Zunderladen handelte es sich um mit einem Deckel verschlossene Holzkästen, die in zwei Abteilungen unterteilt waren. In dem einen Fach lagen Stahl und Stein, in dem anderen als Zunder verwendete Hobelspäne. Die Stähle waren gelegentlich mit Ketten an der Zunderlade befestigt, um ihr Verlieren zu verhindern. Einzelne erhaltene Exemplare solcher hölzerner Zunderladen stammen bereits aus dem 14./15. Jahrhundert. 

Speziell für die Verwendung des Leinwandzunders waren die aus Weißblech hergestellten, sogenannten thüringischen Feuerzeuge gedacht. Sie kamen im 17. Jahrhundert in Gebrauch und verfügten neben einer Unterteilung für Feuerstahl und Schwefelfäden über ein besonderes Fach mit Deckel, in dem der Leinwandzunder hergestellt und aufbewahrt wurde.

Für Zunder aus Holzmull verwendete man seit dem 17. Jahrhundert einen speziellen tonnenförmigen Behälter, die vorwiegend in Norddeutschland gebräuchliche Zunderbüchse. Sie wurden aus Holz oder Messingblech hergestellt und hatten einen verschiebbaren Boden, mit dem man den Zunder von unten nachschieben konnte.

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