Solche Mängel machen die Verbreitung der Selbstrasur nachvollziehbar. Um Verletzungen zu vermeiden, gab es zahlreiche Erfindungen wie den sogenannte Sicherheitskamm, der über die Messerklinge geschoben wurde. Er verhinderte ein Eindringen der Klinge in die Haut und „sein Erscheinen wurde von Selbstrasierern, die im Gebrauch des Rasiermessers noch nicht die genügende Übung besaßen, freudigst begrüßt.“ 

Ein wesentlicher Schritt in der Entwicklung zum modernen Sicherheitsrasierapparat erfolgte durch den gegen 1874 in England erfundenen Bart- oder Rasierhobel. In einen T-förmigen Halter mit Handgriff wurde eine auf vier Zentimeter gekürzte Rasiermesserklinge eingespannt. Der Handgriff bewirkte, dass das Messer im richtigen Winkel zur Haut gehalten wurde. Die Rasierhobel waren recht beliebt – allein das „Star-Sicherheits-Rasiermesser“ verkaufte sich bis zum Jahre 1902 über zwei Millionen Mal.

Der Sicherheits- oder Nassrasierapparat nebst der dazugehörigen Rasierklinge wurde im Jahre 1895 von King Camp Gillette erfunden, einem Handelsreisenden, Amateur-Erfinder und Autor sozialutopischer Bücher. Neu an Gillettes Erfindung war vor allem der zweiseitig verwendbare Apparat, die doppelschneidige, aus billigem Walzstahl hergestellte Klinge und die gewölbte Einspannung der Klinge in den Apparat. 

Im Jahre 1905 begann Gillette, seinen Nassrasierer in Europa anzubieten, sah sich aber in Deutschland zahlreichen Konkurrenten gegenüber, von denen manche mit täuschenden Nachahmungen wie „Genette“ von Gillettes Erfolg zu profitieren suchten. Unter dem Eindruck des „außerordentlichen Reklamewesens“ wuchs die Zahl der Verwender von Sicherheitsrasierapparaten sprunghaft. Innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl der von Gillette jährlich produzierten Rasierklingen von 120.000 im Jahre 1904 auf knapp 53.000.000 im Jahre 1914.

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