Als Pyrophore wurden chemische Verbindungen bezeichnet, die sich bei Raumtemperatur selbst entzünden, sobald sie der Luft ausgesetzt sind. „Das Erzeugnis entzündet sich, so wie es an die Luft kommt, und sprühet gleichsam von selbst Feuer. Nach einiger Zeit, wenn das Gefäß, worin der Pyrophor aufbewahrt wird, oft geöffnet worden, entzündet er sich erst beim schwachen Anhauchen, aber mit mehreren kleinen Explosionen, ganz so wie Kalium, und brennt dann Schwamm, Schwefelfaden, Tabak u.s.w. sicher und schnell an.“ 

„Will man diesen Pyrophor ans ein Feuerzeug benutzen, so ist das geeignetste Gefäß ein kleines Pulverhorn, das man vorher an der Innenseite gut getrocknet hat und gegen Feuchtigkeit mit einem guten Stöpsel verwahrt. Schüttet man ein wenig von diesem Pyrophor auf eine leicht entzündliche Substanz, z.B. auf trockene Baumwolle, so fängt letztere augenblicklich Feuer.“
Christian Heinrich Schmidt, 1861


Pyrophore bestanden in der Hauptsache aus Alaun und einem Kohlenstoffträger wie Honig, Mehl, Zucker oder Holzkohlenpulver, die miteinander vermischt und ausgeglüht wurden. Ein solcher Pyrophor wurde von dem Chemiker Homberg (1652-1715) entdeckt und Mitte des 18. Jahrhunderts auch vereinzelt zum Feueranzünden verwendet. Er musste unter Luftabschluss aufbewahrt werden, damit der Inhalt nicht verdarb oder sich von selbst entzündete.

„Seine überaus leichte Entzündlichkeit bedingte eine sehr sorgfältige Aufbewahrung und große Vorsicht, weshalb er auch nicht allgemein in Gebrauch kommen konnte.“
Detlef von Biedermann, 1859


Seit dem 17. Jahrhundert lassen sich verschiedene Rezepte für pyrophore Substanzen nachweisen, die im wesentlichen aus Schwefel und ungelöschtem Kalk gebrannt wurden. Die meisten dieser Rezepte wirken aus heutiger Perspektive recht seltsam und erinnern an ihre Herkunft aus alchimistischen Laboratorien.

Es mangelte auch nicht an Vorschlägen, die Erhitzung ungelöschten Kalkes im Wasser zur Feuererzeugung zu nutzten. Dabei wurden Baumwolldochte in flüssiges Wachs getaucht und die noch feuchten Dochte mit einer Mischung aus ungelöschtem Kalk und Schwefel oder Phosphor bestäubt. Beim Eintauchen der Spitze in etwas Wasser sollte sich der Docht entzünden. „Ihren Gebrauch beschränkt indessen der Umstand, daß der Kalk zu leicht aus der Luft Feuchtigkeit oder Kohlensäure anzieht, und dann seine Kraft verliert.“Daher blieben sie „mehr eine theoretische Spielerei und es hat Niemand im gewöhnlichen Leben aus Wasser Feuer gezogen.“

„Eine Feuer-Kugel zu machen, daran man dreyssig Tage Liecht anzünden kan. Nim Kühe-Koth von dem ersten May-Grass, dörre ihn, und mache ihn zu feinem Pulver, knete ihn mit Brandtewein, mache einen Kuchen daraus, den dörre sehr wol und mache ihn wieder zu Pulver, nun passire es abermals mit dem besten Spiritu vini, mache Küglein daraus einer Nuss gross, diese trockne wol, alsdenn mische gelöschten Kalck mit Eyweiss, umbwickele die Köglein mit Hanff, wirff sie in den Kalck, und schwemme sie wol darinnen, hernach lass sie trocken werden, so werden sie auswendig wie ein Stein; in jedwede Kugel mache mit einem Böhrlein ein Loch, thue eine glühende Kohle darein, und mache das Loch mit einem eisern Zwecken zu. Wenn du nun Feuer haben wilt, Man mag diese Kugel ohne Schaden bey sich tragen, wie man wil, jedoch ist es besser in einem blechern Büchslein.“
Schatzkammer rarer und neuer Curiositäten, 1697



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