Die modernen Taschenfeuerzeuge basieren auf der 1903 erfolgten Entdeckung des Cereisens, das bis heute in Benzin- oder Gasfeuerzeugen zur Zündung dient. Beim Cereisen – fälschlich oft Feuerstein genannt – handelt es sich um eine Legierung aus 70% Eisen und 30% Cerium, einem chemischen Element der so genannten Seltenen Erden. Diese Legierung gibt beim Schlagen, Feilen oder Reiben mit einem härteren Metall eine große Menge besonders heißer Funken ab.

Das Cereisen wurde im Jahre 1903 durch den österreichischen Chemiker Carl Auer von Welsbach entdeckt, der es in in den ihm gehörenden Treibacher Chemischen Werken ab 1908 in großen Blöcken auf den Markt brachte. Aus diesen Blöcken mussten sich die Feuerzeughersteller die benötigten Größen herausschneiden. 

„Sie haben durch ihr hübsches Aussehn, kleines Format, leichte Handhabung – meistens Sprungdeckel – sich trotz des hohen Preises schnell eingeführt, zumal die Reklame versichert, daß sie durch ihre große Zahl von Zündungen sich billiger stellen als Zündhölzer.“
Zeitschrift für die Zündwaren-Fabrikation, 1910


Dies führte den so genannten Streichfeuerzeugen, an deren Seite die herausgesägten eckigen Stücke Cereisen als eine Reibfläche angebracht waren. Die Streichfeuerzeuge enthielten einen mit benzingetränkter Watte gefüllten Behälter, in dem ein als Fackel- oder Reibstift bezeichneter Metallstift mit einem Docht im Inneren steckte. Der Docht konnte aus der benzingetränkten Watte Benzin nachsaugen. Man zog den Reibstift heraus, und strich mit dessen Kante über den seitlich angebrachten Streifen Zündmetall. 

Streichfeuerzeuge gab es als Wandfeuerzeuge für den Haus- oder Küchengebrauch, häufiger jedoch als kleine Taschenfeuerzeuge. Letztere wurden in zahlreichen verschiedenen – häufig kuriosen oder verspielten – Formen hergestellt. Man trug sie an der Uhrkette, oft in einem Gehäuse aus Silber oder Alpaka und mit Emaillearbeiten verziert. Repräsentativ gestaltet und bei besonderen Anlässen zum Abendanzug getragen, nannte man sie auch „Frackzünder“.<

„Den Taschenfeuerzeugfabrikanten eröffnete sich nun ein sehr weites Tätigkeitsfeld, und eifrigst wurde an neuen Konstruktionen gearbeitet. Man ließ sich alle möglichen Formen schützen, so z.B. von der Form einer Patrone, eines Kanonenrohres, einer Champagnerflasche, einer Zigarette, einer Kerze, eines Petschafts, eines Bleistifts, eines Spazierstockes, einer Grubensicherheitslampe usw.“
Richard Böhm, 1911


Erst im Jahre 1910 konnten die Treibacher Chemischen Werke auch fertige Zündsteine in kleineren Abmessungen produzieren. Üblich wurden runde Zündsteine von 2,6 mm Durchmesser und 5 mm Länge. Dies führte zur Ablösung der Streichfeuerzeuge durch die bis heute gebräuchlichen Reibradfeuerzeuge, bei denen der Zündstein durch eine Feder gegen ein geriffeltes Stahlrad gedrückt wird. Dreht man an dem Rad, werden Späne vom Zündstein abgerissen, die – durch die Reibungswärme bis zur Entzündungstemperatur des Ceriums erhitzt – an der Luft mit hoher Temperatur verbrennen.

Anfangs waren Luntenfeuerzeuge mit Reibradzündung recht verbreitet, bei denen eine mit Kaliumnitrat oder Kaliumchlorat imprägnierte Lunte durch die Funken in Brand gesetzt wurde. Die Lunte glühte dann langsam ab, was zum Anzünden von Zigaretten oder Zigarren genügte. Während die Luntenfeuerzeuge nach dem Ende des Ersten Weltkriegs verschwanden, setzten sich die Benzinfeuerzeuge mit Reibrad auch gegenüber den anderen Feuerzeugvarianten durch, denn „diese Feuerzeuge haben vor den Luntenfeuerzeugen den Vorzug, daß sie statt Glut offenes Feuer geben und daß sie eine leuchtende Flamme liefern.“

„Bei diesen Feuerzeugen gibt es viele Versager, einmal, weil die Funken das Benzin nicht für sich zur Entzündung bringen, sondern nur den mit Luft gemischten Benzindampf, dessen Flamme seinerseits erst die Zündung des Benzins bewirkt. Daher kommt es auch, daß man das Feuerzeug nicht immer rasch hintereinander in Tätigkeit setzen kann. Man muß ihm zur Dampfbildung Zeit lassen. Dann wird ferner bei nicht allzu häufigem Gebrauch das Nachfüllen von Benzin nicht immer pünktlich besorgen, welche Unterlassung das Feuerzeug auch außer Gebrauch setzt.“
Alfons Bujard, 1910


Bald differenzierten sich verschiedene Feuerzeugtypen heraus. Bei manuellen Feuerzeugen muss man zuerst den Deckel hochklappen, dann das Zündrädchen betätigen und anschließend die Klappe wieder schließen, um die Flamme zu löschen. Bei halbautomatischen Feuerzeugen, die bereits 1910 auf den Markt kamen, öffnet sich die Klappe beim Betätigen eines Drückers und nimmt dabei das Reibrad mit. Zum Auslöschen muss allerdings der Deckel mit der Hand geschlossen werden. Vollautomatische Feuerzeuge öffnen und entzünden sich beim Betätigen eines Druckknopfs. Wird er losgelassen, schließt der Deckel wieder.

Die Taschenfeuerzeuge erreichten binnen weniger Jahre eine große Verbreitung. Bedauernd mußten die Zündholzhersteller feststellen, „daß die Taschenfeuerzeuge in der kurzen Zeit ihres Bestehens – besonders durch die Verwendung des Cereisens – bereits zu ausgesprochenen Konsumartikeln geworden sind und dem Konsume von Zündhölzern ganz bedenklichen Abbruch bereiten“.

„Dabei war es am Anfang üblich, eine Schachtel Streichhölzer als stille Reserve in der Tasche zu haben. Wer leichtsinnig genug war, sich allein auf sein fortschrittliches Instrument zu verlassen, wurde oft genug kalt gestellt. Aber das legte sich, nachdem die einschlägige Industrie aus den Kinderschuhen heraus war.“
Deutsche Zündholz-Zeitung, 1923


Am meisten profitierten die Feuerzeuge von der Einführung der Zündholzsteuer, die „mit ihrer enormen Verteuerung der Preise für Zündhölzer der Herstellung von Anzündeapparaten neuen Impuls gegeben“hatte. Denn es war weniger die Tauglichkeit der Benzinfeuerzeuge, die „ihre Verbreitung im Publikum so stark gefördert hat, als vielmehr die Tatsache, daß man mit ihnen der verhaßten Steuer ein Schnippchen schlagen konnte.“

Die ersten Benzinfeuerzeuge waren in der Benutzung wenig zuverlässig, denn spöttisch wurde von „Jubiläumsfeuerzeugen“ gesprochen, die bei jedem 25. Versuch zündeten oder von „Peuteterln“, die nur vielleicht brannten. Auch ließ die wirtschaftliche Not der Nachkriegs- und Inflationsjahre bei vielen das Geld für Repräsentationsobjekte wie Feuerzeuge knapp werden. So musste noch Ende der zwanziger Jahre festgestellt werden, dass „das mechanische Feuerzeug nur auf dem Gebiete des Tabakgenusses in Gebrauch ist und auch hier nur in beschränktem Maße.“

„Die Beliebtheit des Feuerzeugs hält sich deswegen im allgemeinen in reichlich engen Grenzen, weil bei vielen Erzeugnissen die Zündung eine Glückssache ist und der Benutzer nie vergessen darf, das erforderliche Benzin rechtzeitig zu tanken. Die hauptsächliche Anwendung findet das Feuerzeug bei Geburtstagen und am Weihnachtsabend. In Ermangelung anderer Einfälle dient es dann als beliebter Geschenkartikel für Raucher. In vielen Fällen ist freilich mit dem Moment des Schenkens auch der Lebenszweck dieses Gegenstandes bereits erfüllt.“
Deutsche Zündwaren-Zeitung, 1933



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