Die Ausbreitung der ganz oder teilrasierter Bärte und die Etablierung der Barbiere als Berufsgruppe begünstigten sich gegenseitig. Mit der Ausbildung der Städte entstanden nach dem ersten Kreuzzug zu Beginn des 12. Jahrhunderts öffentliche Badestuben. Als deren Zahl im 13. Jahrhundert wuchs, bildete sich das Handwerk der Bader und Barbiere heraus. 

In den Badestuben übernahmen Badeknechte oder Gesellen das „Scheren“. Man unterschied zwischen unangenehmeren „trucken scheren“ und dem „putzen auf nassen Bänken“, bei dem Wasser und Dampf das Barthaar erweichten. Die Verwendung von Seifenschaum beim Rasieren wurde erst spät üblich – die älteste Darstellung des Schaumschlagens findet sich 1524.

Daher wurde der Bart häufig nicht abrasiert, sondern mit einer Schere soweit möglich gestutzt. „Wir sehen einen anderen Punkt in diesem Werk des Schneidens der Betrachtung wert“, schrieb Burchard von Belleveaux, „welcher ist, dass diese Kunst bekanntlich leichter und sanfter ist, wenn sie mit einer Schere verrichtet wird und härter und rauer vonstatten geht, wenn ein Rasiermesser gebraucht wird.“

Rasieren bereitete im Mittelalter „Kummer, Arbeit und Schmerzen“. Daher wurde die Rasur auch für die Oberschicht nicht zur täglichen Verrichtung; man galt auch mit kräftigen Stoppeln als rasiert. Mittelalterliche Rasiermesser ähneln den noch heute gebräuchlichen Messern. Bereits im 10. Jahrhundert lassen sich zusammenklappbare Messer nachweisen, die im Laufe der Jahrhunderte nur geringe Variationen erfuhren. Die seit dem 13. Jahrhundert gebräuchlichen Rasierbecken dienten anfangs zur Aufnahme heißer Lauge, mit der das Barthaar erweicht wurde. Mit ihrem runden Ausschnitt für den Hals wurden sie zum Aushängeschild der Barbiere.

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