In Deutschland verhielt man sich bis in die 1950er Jahre hinein „der Mode des Trockenrasierens gegenüber zurückhaltender“. Doch zwischen 1953 und 1961 stieg die Zahl der bundesdeutschen Männer, die einen Trockenrasierer benutzten, von nur 1,5% auf über 50% und wuchs bis zum Jahre 1967 auf 61%.
„Der Trockenrasierer“, stellten die Fachhändler befriedigt fest, „ist eines der glänzendsten Beispiele in der jüngeren Geschichte der Konsumgüter-Industrie dafür, wie man durch neue Geräte neuen Konsum schaffen kann, wie sich Wünsche wecken und geweckte Wünsche decken lassen und in welchen Größenordnungen sich eine solche Entwicklung bewegt.“
Die Fortschritte in der Rasiertechnik brachte auch einen Wandel in den Rasiergewohnheiten mit sich. In den 1920er und 1930er Jahren ging es häufig noch darum, den Männern die Notwendigkeit einer täglichen Rasur zu vermitteln, vor allem vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen und geschäftlichen Umgangs.
In den 1950er Jahren wurde die Pflicht zur Rasur auch auf den Freizeitbereich ausgedehnt und eine tägliche Rasur selbst auf den Campingplatz erwartet. Neu war auch das Gebot, sich nicht nur einmal, sondern gegebenenfalls zweimal täglich zu rasieren: „Ein Mann jedenfalls, der etwas auf sich hält, ist stets frisch rasiert und wiederholt diese Prozedur notfalls, wenn er abends ausgeht“.
Tatsächlich erhöhte sich im Verlauf der 1950er Jahre die Rasierfrequenz der bundesdeutschen Männer statistisch auf sechs Rasuren pro Woche, aber nach wie vor rasierte sich jeder fünfte Mann nur alle zwei Tage. Bei diesen 20% hat sich offenbar seit dem Jahre 1900 die Einstellung gegenüber der Rasur kaum verändert, als der Geschäfts-Kalender für Barbiere feststellte:„Es ist eine nicht wegzuleugnende Thatsache, daß es für den weitaus größten Bruchteil aller Männer kein größeres Uebel giebt, als das Rasieren.“