Die Streichhölzer hatten auf dem Gebiet der Feuererzeugung Maßstäbe gesetzt. Sie waren billig, zuverlässig, klein und einfach zu handhaben – daran hatten sich alle späteren Entwicklungen zu messen. Einer der Nachteile der Kaliumchlorat- Streichhölzer war ihre langsame Entzündung. Es dauerte etwa fünfzehn Sekunden, bevor der Zündkopf aus Kaliumchlorat den darunter liegenden Überzug aus Schwefel und dieser wiederum das Hölzchen in Brand gesetzt hatte. Während dieser Zeit löschten sie durch Luftzug leicht wieder aus.

„Bei diesen Taschenfeuerzeugen wurde eine langsam brennende Lunte, die aus locker gesponnenen oder geflochtenen, mit Bleinitrat, Bleiazetat oder Bleiazetat und Kaliumchromat getränkten Baumwollgarnschnüren hergestellt waren, auf irgendeine Art ins Glimmen gebracht. Sie diente so als sicheres, im Freien verwendbares Feuerzeug.“
W. Niemann/ H. du Bois, 1911


Vor allem „waren es Mode und Bequemlichkeit des Rauchers, die den Luntentaschenfeuerzeugen trotz ihres höheren Preises auf Kosten des im Freien stets verlöschenden Streichholzes Eingang verschafften.“ Luntenfeuerzeuge bestanden im wesentlichen aus einer dicken Baumwolllunte, die auf verschiede Weise entzündet wurde. Die gelbe Färbung der Lunten entstand durch eine Behandlung mit Kaliumbichromat und Salpeter. Die Lunten verkohlten dadurch nicht, sondern brannten langsam und kontrolliert ab.

Die Methoden, die Lunte anzuzünden, waren recht unterschiedlich. Dabei wurde gelegentlich wieder auf Feuerstahl und -stein zurückgegriffen. Verbreitet war aber in erster Linie eine Entzündung der Lunte durch in Abständen aufgetragene Phosphorzündmasse, die wie ein Streichholz durch Anreißen entzündet wurde. Diese Form der Luntenfeuerzeuge wurde in den 1840er Jahren in Wien erfunden.

„Die erstere Sorte besteht darin, daß die Lunte in zollweiten Zwischenräumen mit Phosphor betupft ist, die gerieben, die Lunte anzünden und wobei die Etuis so eingerichtet sind, daß man die Lunte heraus und hinein schieben kann. Sie zweite Sorte, eine arge Spielerei, zeichnet sich dadurch aus, daß die in einer Röhre gehende Lunte durch Zündhütchen, wozu eine besondere Vorrichtung neben der Röhre angebracht ist, angebrannt wird.“
D. von Biedermann, 1859


Weniger üblich war das Anzünden der Lunte mit Zündhütchen. Diese kleinen, 1822 erfundenen Kupferhütchen waren mit Knallquecksilber gefüllt und dienten in Gewehren und Pistolen mit Perkussionszündung zur Zündung des Schießpulvers. Anfang der 1880er Jahre wurden Luntenfeuerzeuge entwickelt, deren Lunte sich durch die Funken entzündete, die bei Kontakt eines drehenden Stahlrädchens mit einem Stück Sandstein entstanden – ähnlich einer Schleifscheibe. Bei diesen Feuerzeugen war das Drehen der Kurbel jedoch vergleichsweise mühselig.

„In der That ist eine neuere Form zur Erzeugung von Glimmfeuer im Freien bei Sturm und Wetter gar nicht unpraktisch. Ein Kleines, in einer Metallkapsel verschlossenes Räderwerk setzt ein hartes Stahlrädchen in Rotation; wird gegen dieses ein Achat oder Sandstein gedrückt, so sprühen lebhafte Funken ab und entzünden eine Lunte, auf welche sie fallen. Die ganze Vorrichtung hat die Größe einer Taschenuhr.“
M. Zistl, 1897



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