Die Benzinfeuerzeuge waren nicht bei allen Rauchern beliebt, da Verbrennungsrückstände das Aroma von Zigarren oder Pfeifen beeinträchtigten. Mit der Entwicklung des geruchlosen Gasfeuerzeugs durch den Franzosen Henri Pingeot im Jahre 1935 wurde dieses Problem beseitigt. Seine Verbesserungen der Ventiltechnik ermöglichten es, die kleinen Tanks durch dicht schließende Ventile mit Gas zu füllen.

Der technische Aufwand im Detail war jedoch groß, denn die Zündung musste präzise mit der Öffnung des Gasventils abgestimmt werden. Die Zündung durfte erst dann erfolgen, wenn genügend Gas zur Bildung eines entzündlichen Gas-Luft-Gemischs ausgetreten war, aber bevor sich das Gas bereits wieder verflüchtigt hatte oder der Sauerstoffanteil im Gemisch durch zuviel austretendes Gas so weit gesunken war, das es nicht mehr brannte.

„Der wirkliche Kavalier braucht ein Feuerzeug, das sowohl Gebrauchsgegenstand ist als auch Schmuckakzente verleiht: das zuverlässig bedient und darüber hinaus das benötigte Maß an zusätzlicher persönlicher Note überträgt; das den Stil unauffälliger, aber ureigener Eleganz vollendet.“
Messer & Schere, 1958


So dauerte es bis zum Jahre 1947, bis der französische Feuerzeugfabrikant Marcel Quercia mit dem „Flaminaire“ das erste Gasfeuerzeug auf den Markt brachte. Zunächst wurde in den Gasfeuerzeugen sogenanntes Preßgas, also komprimiertes Butangas verwendet, während das heute übliche Flüssiggas erst Anfang der 1950er Jahre üblich wurde.

Anfangs verlief der Absatz der Gasfeuerzeuge schleppend, denn sie waren zunächst sehr teuer. Aber in den späten 1950er Jahren wurde das Gasfeuerzeug zum unverzichtbaren Statussymbol. Das Feuerzeug sollte „das Fluidum eines wirklichen Schmuckstückes“ ausstrahlen und „die persönliche Note, auf die es ankommt,“ verbürgen.

„Seit es wieder gute und gern geübte Sitte geworden ist, Wohnkultur und Geselligkeit zu pflegen, erfreut sich das Tischfeuerzeug bemerkenswerter Beliebtheit. Es erspart dem Gastgeber den nervös suchenden Griff in die Tasche und die Peinlichkeit seiner Vergeblichkeit.“
Messer & Schere, 1969


Zu einer Zeit, als es sich nicht „schickte“, fremde Personen anzusprechen, bot das Feuergeben den Männern die Möglichkeit, mit dem anderen Geschlecht Kontakt aufzunehmen. Mit dem als höflich geltenden Feuergeben konnten unverfänglich Beziehungen angebahnt werden, gleichzeitig konnten Frauen mit einer demonstrativ in der Hand gehaltenen Zigarette von sich aus aktiv werden. Daher wurde selbst Nichtrauchern der Erwerb eines Feuerzeugs schmackhaft gemacht, denn „was kann es für den nichtrauchenden Kavalier schöneres geben, als der rauchenden Dame Feuer zu reichen?“ Damenfeuerzeuge, ohnehin nur verkleinerte Ausführungen von„richtigen Herrenfeuerzeugen“, standen bei den Herstellern daher weniger im Mittelpunkt des Produktionsprogramms.

„Mit der zunehmenden Verfeinerung und Vervollständigung der Wohnungseinrichtungen“ hielt auch das Tischfeuerzeug Einzug in die Haushalte. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte es solche nur in Rauchsalons oder großbürgerlichen Haushalten gegeben. Nun sollte die „moderne Wohnkultur hierin ihren einmaligen Ausdruck“ finden. Vor allem machte die sich ausbreitende „Partykultur“ die Anschaffung eines Tischfeuerzeugs unentbehrlich.

Die ersten Gasfeuerzeuge verfügten über separate Gastanks, die nicht wiederbefüllt werden konnten, sondern ausgetauscht wurden. Später wurden die Wechsel-Patronen mit Nachfüllventilen versehen, bis man zu Feuerzeugen mit eingebautem Gastank überging, die aus Nachfüllkartuschen mit flüssigem Butan wiederbefüllt werden konnten. 1961 kam das erste Wegwerffeuerzeug auf den Markt, bei dem der Kunststofftank fest mit dem Zündmechanismus verbunden war und nicht wiederbefüllt werden konnte.

„Erlaubt ist, was gefällt. Nicht erlaubt ist, was nicht gefällt. Dazu gehört die Entgleisung, daß eine Dame einem Herrn Feuer gibt. Gewiß, eine Belanglosigkeit. Aber was als Akt der Höflichkeit beim Mann ritterlich und aufmerksam wirkt, kleidet die Frau ganz und gar nicht. „Feuerspeiende“ Frauen geben sich allzu burschikos, allzu werbend, allzu dienstbeflissen. Nehmen sie mir’s nicht übel, meine Damen, einem Herrn Feuer anbieten: das tut man nicht.“
Tabacologia, 1965


Die Einwegfeuerzeuge sollten so einfach und billig wie das Streichholz sein. Die preiswerten Wegwerffeuerzeuge verdrängten in den Folgejahren die technisch aufwendigen Feuerzeuge aus Metall, die nur noch als Geschenkartikel oder Repräsentationsobjekte überlebten. Darüber hinaus wurden die Einwegfeuerzeuge – mit einem Aufdruck versehen – in starkem Maße als Werbeträger verwendet, was die Zahl über den Handel verkaufter Feuerzeuge verminderte.

Seit der Durchsetzung des Einwegfeuerzeugs ging der Zündholzverbrauch stetig zurück. Betrug der jährlich Pro-Kopf-Verbrauch von Zündhölzern in der Bundesrepublik im Jahre 1971 noch 1750 Stück, waren es im Jahre 1980 nur noch 700 Zündhölzer. Auch wurde mit dem Einwegfeuerzeug das Feuerzeug profanisiert. Das Gasfeuerzeug verlor weitgehend die Funktion eines repräsentativen Statussymbols, den es noch zu Beginn der 1960er Jahre innehatte.

„“Das Verhältnis zwischen Raucher und Feuerzeug ist im Laufe der Zeit aber auch sehr eng geworden. Der Raucher empfindet das Feuerzeug nicht nur als reinen Gebrauchsgegenstand mit dem man eben Feuer machen kann, sondern er hat ein sehr enges Verhältnis zu seinem Feuerzeug. Er bringt seinem Feuerzeug so etwas wie Liebe entgegen. Er ist stolz auf sein Feuerzeug und er betrachtet es als ein Stück von sich, auf das er sich immer verlassen kann. So ist das Feuerzeug im Zeitalter höchster Perfektion zu etwas geworden, was mehr ist wie nur Mechanik, zu einem Gegenstand, zu dem wir trotz seiner Mechanik ein persönliches Verhältnis haben und den wir lieben.“
Messer & Schere, 1960



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