Bei den zwischen 1780 und 1830 gebräuchlichen elektrischen Zündmaschinen handelt es sich um die ersten Gasfeuerzeuge überhaupt, denn bei ihnen wird Wasserstoffgas, das aus einem Behälter strömt, mit elektrischen Funken gezündet. Sie bestehen aus zwei übereinander gestellten Glaskugeln, die durch einen Stutzen verbunden sind. Das untere Glasgefäß ist mit Wasserstoff gefüllt, das obere mit Wasser. Das von oben nachströmende Wasser hält das Gas unter Druck. Wenn der Hahn geöffnet wird und das Gas ausströmt, läuft von oben Wasser nach und drängt dadurch das Gas nach außen.>

Die Funken werden mit einer elektrisch aufgeladenen Harzplatte erzeugt, die in einem Holzkasten unter den Glasbehältern untergebracht ist. Diese Harzplatte – Elektrophor genannt – wird mit einem Katzenfell oder Fuchsschwanz gerieben und dadurch aufgeladen. Dann legt man eine Metallscheibe auf den Elektrophor. Dabei sammeln sich die positiven Teilchen in der Metallscheibe, die negativen im Harzkuchen. Vor der Gasaustrittsdüse befinden sich zwei Elektroden, von denen eine mit dem Elektrophor, die andere mit einer kleinen Metallkugel verbunden ist, die als Kontakt oberhalb der Metallplatte befestigt ist. Wenn die Metallscheibe vom Elektrophor abgehoben wird, wird die positive und negative Ladung getrennt, gleichzeitig erhält die Metallplatte Kontakt mit der Metallkugel. Der entstandene Spannungsüberschuss in der Metallplatte wird abgebaut, indem zwischen den Elektroden Funken überspringen und so den ausströmenden Wasserstoff zünden.

„Die Physik erlangt eine Empfehlung mehr, wenn man sie zum Gebrauche des häuslichen Lebens anwendet, so daß selbst Unwissende, welche dieselbe, wenn sie nicht gleich einen unmittelbaren und augenscheinlichen Nutzen erblicken, als eine Gattung Taschenspielerei ansehen, und wenig zu achten pflegen, den Maschinen, die ich hier beschreiben werde, ihren Beifall nicht versagen können.“
J. Ingenhouß, 1782


Der Elektrophor wurde im Jahre 1775 vom italienischen Physiker Alessandro Volta erfunden. Dieser hatte mit seinen Knallgaspistolen bereits die elektrische Zündung von Wasserstoff entwickelt, als er schon 1775 – im Jahre seiner Erfindung – ein mit seinem Elektrophor gezündetes Feuerzeug zeichnete. Gewöhnlich – und zu Unrecht – wird die Erfindung des elektrischen Feuerzeuges Johannes Fürstenberger aus Basel zugeschrieben. Unabhängig von Fürstenberger war auch der Augsburger Mechaniker Brandner auf die selbe Idee verfallen.

Bei all diesen Geräten stehen jedoch die einzelnen Bauteile nebeneinander offen auf einem Tisch. Daher handelt es sich bei diesen „Feuerzeugen“ eher um physikalische Experimente und weniger um einen verwendbaren Gebrauchsgegenstand. Erst die 1779 von Pizenberger aus Konstanz gezeichnete Zündmaschine vereinigt alle Bauteile in einem Gehäuse und koppelt den Hebel zur Funkenzündung mit dem Gashahn.

„Wer hätte es glauben sollen, daß wir, seitdem uns der unsterbliche Franklin lehrte den Blitz aufzufangen, und nach unserm Gefallen zu leiten, so kühn seyn würden, uns kleine Blitzmaschinen zu unserm Hausgeräthe zu schaffen, und als bequemes und elegantes Feuerzeug, um einen Wachsstock oder eine Pfeife Taback bey einem Blitze anzuzünden, in unsern Wohnzimmern zu haben. … Die außerordentliche Bequemlichkeit und Gemeinnützigkeit des neuen electrischen Feuerzeugs, verbunden mit seiner Eleganz und physicalischen Curiosität haben es bereits bey unsern Eleganz- und Wissenschaft- liebenden Damen und Herren sehr beliebt gemacht; und es ist wirklich Poesie in dem Gedanken, daß es einer jungen Dame zum Siegeln eines Billet doux an ihren Geliebten das reinste Himmelsfeuer gewähre.“
Journal des Luxus und der Moden, 1800


Die Zeitgenossen dieser an wissenschaftlichen Neuentdeckungen interessierten und für physikalische Spielereien besonders empfänglichen Epoche waren begeistert. Die Entzündung eines unbekannten, unsichtbaren Gases mit einem dem Blitz ähnlichen Funkenüberschlag verlieh der aus dem Nichts gezündeten Flamme etwas Übernatürliches und trug den elektrischen Feuerzeugen den Namen „philosophische Lampe“ ein.

Im Gegensatz zum umständlichen und insbesondere bei Dunkelheit schwierigen Feuerschlagen mit Stahl und Stein bot „diese sehr artige und sinnreiche Maschine die große Bequemlichkeit, jeden Augenblick bey Tage und bey Nacht ganz unfehlbar Feuer und Licht zu haben“. Natürlich waren die Zündmaschinen nur für Wohlhabende erschwinglich, die sich den Komfort „Feuer zu haben, ohne erst einen Bedienten rufen zu müssen“, etwas kosten lassen konnten.

Die elektrischen Feuerzeuge bargen jedoch erhebliche Gefahren. Die Verwendung von Wasserstoffgas erforderte besondere Vorsicht, denn der Wasserstoff im Gasbehälter durfte sich auf keinen Fall mit Luft vermischen. Das dabei entstehende gefährliche Gas-Luft-Gemisch konnte bei seiner Zündung explodieren.

„Beim Gebrauche dieser Feuerzeuge muß man mit äußerster Vorsicht verhüten, daß sich mit der im untersten Gefäße befindlichen Brennluft keine gemeine vermische, weil dadurch Knallluft entstehen würde, welche beim Anzünden Feuer fangen, und das Gefäß mit den unglücklichsten Folgen zerschmettern könnte. Man muß daher dieses Werkzeug nie durch unerfahrene oder wenig unterrichtete Leute behandeln lassen.“
C. F. Marschall, 1823


Auch wegen der komplizierten Gaserzeugung waren die elektrischen Feuerzeuge im Dauerbetrieb zunächst unkomfortabel. Das Wasserstoffgas musste in einem separaten Verfahren aufwendig hergestellt, aufgefangen und dann in das Gasreservoir umgefüllt werden. Daher sollte es zwanzig Jahre dauern, ehe die elektrischen Feuerzeuge in größerer Zahl Einzug in die Haushalte hielten. Denn erst gegen 1800 gelang es, die Gasentwicklung in das Feuerzeug selbst zu verlegen. Dabei tropfte verdünnte Schwefelsäure auf ein Stück Zink, wodurch sich Wasserstoff entwickelte.

Noch bequemer wurden die elektrischen Zündmaschinen, als Ersatz für den Elektrophor gefunden wurde, der ja immer wieder mit der Hand aufgeladen werden musste. Im Jahre 1815 baute der Münchner Instrumentenbauer Johann Gerzabeck statt des Elektrophors eine Elektrisiermaschine in die elektrischen Feuerzeuge ein. Diese bestand aus einer runden Glasplatte, die sich zwischen zwei mit Amalgam bestrichenen Lederkissen drehte und wurde beim Öffnen des Gashahns in Drehung versetzt.

Bei Gerzabeck erreichte die dekorative Ausprägung der elektrischen Feuerzeuge ihren Höhepunkt. Es handelte sich bei ihnen weniger um einen Gebrauchsgegenstand, sondern „in ihrer gut gearbeiteten Form, in welcher man sie als Putzmeuble überall aufstellen kann“ eher um ein repräsentatives Statussymbol, bei der die Eleganz der Dekoration eine nicht unwesentliche Rolle spielte.

„Bey diesem Werkzeuge ist man der schädlichen Dämpfe der Nachtlichte, der zum Siegeln und zu anderm Gebrauche brennenden Lichte in Cancley-Comtoirs und andern Expeditionen, des Schwefels und Kohlendampfes, wie auch aller möglichen Gefahren und Unkosten, bey den gewöhnlichen Feuerzeugen zu dem genannten Gebrauche überhoben.“
G. C. B. Busch, 1808



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